S L G   Kerpen

S L G  Kerpen

Mitglied im Bund der Militär- und Polizeischützen e. V.
Nr. der SLG : 1649

Bei uns ist was los ...
BDMP e.V.

letzte Änderung : 06.03.2024

Klos-Webdesign
Angehörige traumatisierter Einsatzveteranen und Einsatzkräfte

Gedanken als Sportschütze

Wieder eine Wahnsinnstat in unserem Lande - wieder ein Mensch der seine Kontrolle über sich verloren und unschuldige Menschen ins Elend, ja sogar Tode gerissen hat.

Und wieder Schlagzeilen a`la "Wieder ein Sportschütze Amok gelaufen!"

Unser Mitgefühl gilt den betroffenen Angehörigen dieser Tat, dies ist absolut unstrittig.

Aber ist diese Aussage "Wieder ein Sportschütze Amok gelaufen!" überhaupt zutreffend und
legitim ?
 
Ist es in Ordnung, dass ich mich nach 20 Jahren als aktiver Sportschütze in eine Schublade werfen lassen muss mit

-Waffenbesitzern, die ihre Waffen widerrechtlich in einem Schrank/Nachttisch o. ä. lagern,

-Waffenbesitzern, die sich ihre Waffen illegal besorgen,

-Waffenbesitzern, die Unterlagen fälschen um an Waffen zu gelangen,

-"Schützen" die seit Jahren keinen Schießstand mehr gesehen haben,

- Menschen, die in krimineller Art und Weise legalen Waffenbesitzern ihre Waffen entwenden,

-Tätern, die morden ?

Nein - es ist nicht in Ordnung !

Sportschützen sind in meinen Augen friedliche Zeitgenossen, die nach Besuch von kostenpflichtigen und zeitintensiven Lehrgängen, der Anschaffung von Ausrüstung, verantwortungsbewußt dem geselligen Treiben in der Sportschützen-Gemeinschaft nachgehen, die ihrem Hobby fröhnen und gemeinsam Spaß haben. Menschen, die sehr darauf bedacht sind, dass ihre Mitmenschen nicht gefährdet oder verletzt werden, dass Sie gesund nach Hause zurück kehren. Menschen, die erhebliche Zeit in ihre Ausbildung gesteckt haben.

Jeder Sportschütze, der sich illegal Waffen beschafft, hierzu evtl auch noch Dokumente fälscht, entfernt sich selbst aus diesem, unserem Kreis.

Auch macht mich mein Interesse am Schießsport nicht zum Waffennarren oder Idioten.

Im Zusammenhang mit sogenannten Amoktaten werden nachgenannte Taten gern in die, berechtigterweise, emotional geführte, Debatte eingebracht. Nur muss man eben auch genauer hinschauen, um sachdienliche Erklärungen dieser Abläufe finden zu können. Auf Grund der medialen Bearbeitung, bleiben diese wichtigen Details meist auf der Strecke und fliesen in die Meinungsbildung unbedarfter Bürger selten ein, was für mich durchaus einen gewollten Nebeneffekt darstellt.

Nicht jeder Bürger interessiert sich für unser Hobby, ich interessiere mich ja auch nicht für das Taubenzüchten oder die Schrebergärtnerei. Beides sind sicherlich schöne Hobbies, aber eben nicht für mich. Ich maße mir auch nicht an, Dinge aus diesen Bereichen zu bewerten, da ich schlicht keine Ahnung davon habe.
Bei uns Sportschützen ist dies allerdings anders. Man mag mir nun nachsehen, dass ich mir nun eine Gruppe raussuchen muss, aber der Briefmarkensammler, der selbst mit Waffen in seinem Leben nichts zu tun hatte, wird sich seine Meinung an Hand der bereitgestellten, durch die Medien veröffentlichten Informationen bilden.
Wie diese Informationen in den letzten Jahren ausgesehen haben, wissen wir alle: Idioten, Waffennarren, Männerhobby als Penis-Ersatz, Lebensgefahr für alle rechtschaffenden Bürger. WBK`s wurden zu Waffenscheinen, ein AK47 war nun eine Handfeuerwaffe - ungeprüfte und unsinnige, am Thema vorbeigehende, verzerrte Schilderungen waren im Blätterwald nachzulesen.
Was wird sich wohl unser Briefmarkensammler nun für eine Meinung bilden, wenn er auf eine solche Berichterstattung vertraut oder sich verlassen muss?



Im Einzelnen:

26.04.2002 Erfurt
Robert Steinhäuser war gemaß Thüringschem Untersuchungsbericht S.31 offensichtlich ohne aktuellem Bedürfnis.
So wurde sein Name im Rahmen einer Löschung wegen bestehender Säumigkeit mit Mitgliedsbeiträgen aus dem Mitgliedsverzeichnis des Schützenvereins Domblick in Erfurt erwähnt.

Auf den Seiten 300ff erklärt der Ausschuss, das offenbar manipulierte Unterlagen (u.a. die fragwürdige und "korregierte" Bedürfnisbescheinigung und sein offensichtlich frisiertes Schießbuch) zur der bedenklichen und somit vermeidbaren Ausstellung einer WBK geführt haben.

Die zur Tatausführung nicht verwendete Selbstladeflinte in Kaliber 12/76 ist im DSB keine übliche Waffe im Wurftaubenschießen, sie ist überhaupt nicht zugelassen, da die zulässige Hülsenlänge nach Abschuss lediglich 70mm betragen darf, vom Ladungsgewicht 36gr statt max. 24 gr ganz zu schweigen. Auch der Durchmesser 3,5mm bei den Schrotkugeln weicht von den max. erlaubten 2,5mm ab.

Danach folgt die Nichtanzeige binnen 14 Tage des Waffenkaufs einer Glock17 am 18.10.2001 durch Steinhäuser, obgleich die Veräußerungsanzeige der Waffe von Herrn K. bereits am 23.10.2001 der Behörde vorlag.
Quelle: Kommission Gutenberg Gymnasium aus 2004

Die vom Gesetz geforderte Zuverlässigkeit ist spätstens an dieser Stelle nicht mehr feststellbar. Offensichtlich wurden in diesem Fall von verschiedenen Beteiligten einige Fehler getätigt, was wohl auch nie gänzlich ausgeschlossen werden kann, denn dies ist sicher tragisch aber eben menschlich.

Nein, Steinhäuser war ein Urkundenfälscher, der sein Umfeld und die Behörden hinters Licht führen konnte, um an Waffen zu gelangen. Beide Waffen hätte er nicht im Besitz haben müssen, die 12/76er Flinte nicht dürfen. An seinem Ziel angelangt, wurde er zum Mörder
.

20. November 2006 Emsdetten

Der Täter, Sebastian B. war intensiv in der Softair-Szene aktiv. Er war Mitbegründer der Gruppe TASTE mit etwa 20 Mitgliedern.
Er erwarb rechtmäßig 2 Perkussionswaffen über eine Internetaktion. Das ebenfalls zur Tat verwendete Kleinkaliber-Gewehr tauschte er gegen eine hochwertige Softair-PIstole ein, und erwarb es ohne waffenrechtliche Erlaubnis somit widerrechtlich. Auch die Munition hierfür konnte er illegal erwerben.
Die verwendeten Rauchtöpfe und Rohrbomben stellte er nach Recherchen im Internet mittels Baumarktartikeln selbst her.
Festzustellen ist die Mißachtung geltenden Waffenrechts im Zusammenhang mit dem illegalen Erwerb und Besitz einer kleinkalibrigen Waffe aus dem Erbe einer befreundeten Familie und der passenden Munition. Auch Sebastian B. wurde zum Mörder !

Quelle:
Betrachtung aus Sicht des Leiters der kriminalpolizeilichen Ermittlungen

11. März 2009 Winnenden

Tim K. war passives Mitglied in einem Schützenverein und trainierte gelegentlich mit seinem Vater das Kurzwaffenschießen.
Er war 18 Jahre und hatte auf Grund der Lebensweise seiner Familie und Mobbings Probleme, sich in seinem Leben zurecht zu finden. Er war sich sicherlich auf Grund seines Alters bewußt, in welchem regelemtierten Rahmen er Umgang mit Waffen haben durfte.
Er wußte aber auch von der nicht verschlossen gelagerten Berreta seines Vaters. Er entwendete widerrechtlich diese Waffe um seine Tat auszuüben.
Erst diese - ich möchte bewußt vermeiden an dieser Stelle von Nachlässigkeit zu sprechen - nicht entschuldbare, gesetzeswidrige und mittlerweile zu Recht abgeurteilte Handlungsweise seines Vaters, ermöglichte die spätere Tat von Tim K.
Auch die Tatsache gelegentlicher Teilnahme an Trainingsschießen mit seinem Vater machen aus Tim K. keinen aktiven Sportschützen.
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Amoklauf_von_Winnenden

19. September 2010 Lörrach

1998 beendet die spätere Täterin Sabine R. ihre aktive Sportschützenzeit in Mosbach. Nach persönlichen Schicksalsschlägen zieht sie mit ihrer Familie in die Nähe von Lörrach. Ihre Waffen gab sie offenbar nicht ab, da sie die Jagdausbildung geplant hatte, sie verwahrte bei einem befreundeten Jäger die Waffen auf.
Der Nachweis nach §8WaffG kommt in diesem Fall nicht zur Geltung, da ihr eine Vereinszugehörigkeit und regelmäßiges Trainieren vermutlich unterstellt wurde. Die Pflicht für Vereine, Austritte zu melden, gibt es erst seit 2003. Eine nachträgliche Meldung des Austritts war und ist gesetzlich nicht gefordert und unterblieb.
Und an dieser Stelle nimmt das Unheil seinen Lauf. Der zuständigen Behörde ist somit der, vor 2003 liegende, Austritt nicht bekannt, sie entscheidet quasi nach "Aktenlage" , da in den Datenbanken der STA und Polizei keine Einträge vorhanden sind. Im Jahr 2009 kommt es zur Regelüberprüfung ohne besondere Feststellung durch die zuständige Behörde.
Auch Sabine R. war zum Zeitpunkt ihrer Tat alles andere, aber eben keine Sportschützin mehr!
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Amoklauf_von_L%C3%B6rrach)

22.05.2012 Memmingen

Ein Achtklässler hatte bei der Tat, eine wohl als Beziehungstat einzustufende Handlung, drei Pistolen bei sich, darunter zwei erlaubnispflichtige und eine Schreckschusswaffe. Sie gehörten dem 53 Jahre alten Vater des Täters, der nach Angaben der Staatsanwaltschaft Sportschütze sei und seine Waffen ordnungsgemäß in einem speziellen Tresorraum verwahrt haben soll. Ermittler gehen davon aus, dass der 14 Jahre alte Junge die elektronische Sicherung des Waffentresors manipulierte. Hinweise auf ein Fehlverhalten des Vaters lägen derzeit nicht vor, berichtete die Polizei.
Der  einzig involvierte Sportschütze hatte sich nachweislich gesetzkonform verhalten, der Täter, der sich die verwendeten Waffen illegal beschaffte, war kein Sportschütze !
Quelle: Bericht der FAZ

Alle Beispiele haben gemeinsam, dass die späteren Täter Waffen unrechtmäßig in ihren Besitz brachten, mit Ausnahme der Lörrach-Täterin, die diese Waffen zwar rechtmäßig erwarb aber unberechtigterweise weiter besaß, ohne ein Bedürfniss hierzu nachweisen zu können.

Das nach solchen Taten diskutiert wird, ist für mich nachvollzieh- und erklärbar. Sofern diese Debatten fair und sachlich geführt werden, sind diese auch in Ordnung.

So wie der Speer für den Speerwerfer, der Bogen und der Pfeil für den Bodenschützen, dienen unsere Pistolen, Revolver und Gewehre als Mittel zur Ausübung unserer Freizeitgestaltung. In geschlossenen Schießständen kommen sie unter kontrollierten sicheren Rahmenbedingungen zum sportlichen Einsatz.

Auch ein Speer kann für einen Mord verwendet werden, siehe Mordversuch in Tirschenreuth Mai 2013.
Pfeil und Bogen gehen auch, siehe  Mord in Bad Harzburg 15.07.2008.

Der Mensch ist die unkontrollierbare, undurchsichtige, unbeherschbare Komponente - eben die Gefahr für andere - nicht das verwendete Werkzeug. Dies wird sich nie ändern.

Dies mussten wir nun am 19.08.2013 in Dossenheim erleben. Hier hat ein bis dato unbescholtener Sportschütze die Kontrolle über sein Handeln verloren, eine Waffe aus seinem Waffenschrank entnommen, diesen wieder verschlossen und anschließend Menschen getötet und verletzt.

Sportschützen sind Teil unserer Gesellschaft, sie kommen aus unserer Mitte. Daher ist es durchaus logisch, dass auch aus den Reihen der Sportschützen Täter kommen können - aber eben nicht kommen müssen.
Trotzdem sind Sportschützen nicht schlechtere Menschen, keine Idioten, keine Waffennarren - sie sind Menschen wie Du und Ich. Sie entstammen aus allen Schichten unserer Gesellschaft.
Sie sind eben nicht öfter - nachweislich eher selten - an solchen Straftaten beteiligt.

Zurück zur anfänglichen Frage: Nein, ich halte solche Formulierungen "Wieder ein Sportschütze Amok gelaufen!" weder für zutreffend noch für legitim.

An dieser Stelle kann ich nur für mich sprechen:
Ich bin kein Idiot, ich bin keine Gefahr, ich bin kein Waffennarr - ich bin aktiver Sportschütze !

J.Klos